Kirchorte verantwortungsvoll beleuchten

Die Beleuchtung eines Kirchturms kostet nicht nur Geld, sondern schadet Vögeln, Fledermäuse und Insekten.

Besonders ungünstig: durchgeführte Biodiversitätsprojekte auf Friedhöhen werden durch Kirchen in der Mitte mit nächtlicher Fassadenbeleuchtung direkt wieder zunichte gemacht.

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Verantwortungsvolle Außenbeleuchtung

Auf dem Weg zu einer verantwortungsvollen Beleuchtung helfen diese Fragestellungen bei der Erstellung eines Beleuchtungskonzepts.

1. Bestandsaufnahme

  • Macht zunächst eine genaue Bestandsaufnahme, welche Gebäude oder Wege in deiner Gemeinde Nachts beleuchtet werden, wann diese Beleuchtug angeschaltet ist und welche Leuchtmittel/Lampen verwendet werden.

 

2. Notwendigkeit

  • Hinterfrage dann, wo eine Beleuchtung überhaupt notwendig ist oder wo sie generell ausgeschaltet werden kann.
  • Bäume und andere Pflanzen sollten generell nicht angestrahlt werden.
  • Überprüfe, welche Bereiche unbedingt notwendig zu beleuchten sind, z.B. zur Verkehrswegesicherung.

3. Ausrichtung & Lampenform

  • Für die verbliebene notwendige Beleuchtung sollte sich deren Ausrichtung angeschaut werden.
  • Die größte Verschwendung verursachen Kugelleuchten, Pilzleuchten und schräg montierte Kofferleuchten. Sie strahlen viel Licht sinnlos nach oben und weit zur Seite ab, anstatt das Licht nur dorthin zu lenken, wo es benötigt wird. Du solltest also auf eine geziehlte beleuchtung mit möglichst wenig Streuung achten.
  • Es sollten außerdem nur Leuchten (besonders Wandleuchten) eingesetzt werden, die das Licht ausschließlich nach unten abstrahlen (“down-lights“). Bodeneinbaustrahler, mit einer Abstrahlung nach oben verursachen die größte Lichtverschmutzung und sollten deshalb gar nicht verwendet werden. Es gilt: Strahlung immer nach unten gerichtet!
  • Auch Treppen- und Gehwegbeleuchtungen sollten nur nach unten auf die zu beleuchtenden Flächen strahlen. Dabei sollten möglichst niedrige Lichtpunkthöhen eingesetzt werden, um eine Blendung von Personen zu vermeiden und das Streulicht zu minimieren.
Liste von voll abgeschirmten Leuchten

4. Lichtfarbe & Leuchtmittel

  • Bei der Wahl der Leuchtmittel sollte auf warm-weiße energiesparende LEDs umgestellt werden.
  • Eine warm-weiße Lichtfarbe mit wenig/keinem Blauanteil ist insektenfreundlicher und auch für Menschen angenehmer.
  • Im Außenbereich sollten dementsprechend nur Lichtfarben mit maximal 3000 Kelvin (also warm-weiß oder wärmer) eingesetzt werden.

 

5. Lichtintensität

  • Gerade mit hellen und effiziennten LEDs wird oft viel zu stark beleuchtet. Der Mensch sieht schon bei relativ wenig Licht gut. Außerdem können sich die Augen besser darauf einstellen. Blendung und Überbeleuchtung sorgen dafür, dass man die Umgebung schlechter wahrnimmt.
  • Somit reicht eine geringe, möglichst gedimmte Beleuchtung vollkommen aus.
  • Bei der Beleuchtung von Oberflächen sollte die Helligkeit ebenfalls angepasst werden, damit es nicht zu einer Blendung kommt.

6. Beleuchtungstage

  • Hinterfrage, ob vor allem Kirchtürme das ganze Jahr über beleuchtet werden müssen. Durch eine Reduktion der Beleuchtungstage lässt sich einfach und effektiv Energie einsparen und Lichtverschmutzung reduzieren.
  • Es empfiehlt sich, Kirchen entsprechend der Nutzung nur an Feiertage und Samstags/Sonntags zu beleuchten und dies auch nur auf die vegetationsfreie Zeit zu beschränken.
  • Während des Vogelzugs im März und Oktober am besten ganz ausschalten.

 

7. Beleuchtungszeiten

  • Und zuletzt lassen sich auch noch die Beleuchtungszeiten anpassen. Denn die schönste beleuchtete Kirche verfehlt ihren Zweck, wenn sie nicht gesehen wird. Außerdem kann durch die Reduktion ebenfalls einfach Energie eingespart werden.
  • Ein Beispiel: Wenn die Beleuchtung statt von 18 bis 6 Uhr von 18 bis 22 Uhr aktiv ist, können 66 Prozent der Energiemenge und damit auch der Energiekosten eingespart werden. In diesem Beispiel werden ebenfalls circa 1,2 Tonnen CO2 pro Jahr gespart.
  • Also: Zeitschaltuhren einrichten und die Beleuchtung von 22 bis 6 Uhr ausschalten.
  • Wo auch in der Nacht Beleuchtung für z.B. Fußwege benötigt wird, sollte ein Bewegungsmelder installiert werden. Dabei darauf achten, diesen effektiv auszurichten, so dass er nur anspricht, wenn tatsächlich Licht benötigt wird.

Vier einfache Beleuchtungsgrundlagen

abgeschirmt

Licht nur dorthin lenken, wo es gebraucht wird (mit Reflektor/Optik und Abschirmung, planes und klares Abdeckungsglas, Leuchte waagerecht montiert), kein Licht über die Horizontale hinaus in den Nachthimmel (ULR 0%).
Nicht unnötig die Leuchtenbefestigung (Masten, Halterung, Wand) anleuchten , sondern geeignete Lichtlenkung verwenden bzw. die Leuchte an einen Ausleger montieren, Masten und Halterungen dunkel lackieren.

warmweiß

Warmweißes, UV-freies Licht mit möglichst geringen Blauanteilen (Farbtemperatur max. 3000 Kelvin) ist für den Menschen angenehm und lockt besonders wenig Insekten an. Dies reduziert auch die Reinigungskosten für die Beleuchtung. Zudem wird Licht mit geringen Blauanteilen weniger stark gestreut und wirkt weniger blendend.

maßvoll

Beleuchtung maßvoll einsetzen. Ein gleichmäßiges, schwaches Beleuchtungsbild ist meist besser als punktweise, helle und blendende Beleuchtung. Keine zu hohe Lichtpunkthöhe wählen. Helles und blendendes Licht erhöht nicht zwangsläufig die Verkehrssicherheit (Dunkeladaption, Tunnel-Effekt, erhöhte Geschwindigkeit durch gefühlte Sicherheit).

energieeffizient

Moderne Natriumdampflampen und LEDs sind besonders energieeffizient. Bei LEDs ist zeitgesteuerte Dimmung und Bedarfsschaltung möglich.

Lichtverschmutzung: negative Auswirkungen

Grafiken, Infos und Downloads: www.sternenpark-schwaebische-alb.de